Hilfe! Mein Kind wird gemobbt.

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27.11.2023

Hilfe! Mein Kind wird gemobbt.

Was ist Mobbing?

Rangeleien und Streitigkeiten sind im alltäglichen Umgang zwischen Kindern ganz normal. Ebenso wie ein mehr oder weniger schlechtes Verhältnis zu einem bestimmten Lehrer.

Mobben dagegen ist eine Gewaltform, die auf Machtmissbrauch basiert. Mobbing erfolgt dauerhaft, mindestens 1 x pro Woche und ist ein grundlegendes Verhalten. Es geht von einem oder mehreren Tätern aus und wendet sich meist gegen eine Person, die als Folge sozial isoliert ist. Der Mobbingempfänger reagiert aggressiv oder mit Rückzug, weil es sich nicht mehr zu wehren weiß.

Mobbingempfänger werden in der Schule…

  • oft lächerlich gemacht.
  • nicht ernst genommen.
  • in sozialen Medien durch Gerüchte oder peinliche Bilder bloßgestellt.
  • geschlagen, getreten und abfällig behandelt.
  • in die Verliererrolle gedrängt: viele gegen einen.
  • gedemütigt, indem man ihnen ihre Sachen wegnimmt, beschmutzt oder beschädigt.
  • erpresst.
  • bei Mannschaftsspielen oft als letzte ausgewählt.
  • nervös, wenn sie vor der Klasse sprechen sollen.
  • von gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen.
  • relativ oft oder hart bestraft.
  • unverhältnismäßig schlecht benotet.
  • ignoriert, angebrüllt, geschnitten, beleidigt und beschimpft.

Welche Folgen kann Mobbing haben?

Mobbing kann massive psychische, physische und soziale Folgen für die Empfänger haben. Mobbingempfänger leiden oft Jahre lang, manchmal sogar noch als Erwachsene unter den Folgen. Sie spüren massive psychische, physische oder soziale Folgen wie Alpträume, Ängste, ein gestörtes Selbstwertgefühl, selbstverletzendes Verhalten, Traumata bis hin zum Selbstmord. Deshalb ist es absolut wichtig, Mobbing rechtzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen.

Mobbing in der Schule erkennen: Was sind die Warnzeichen?

Du kannst erkennen, dass dein Kind gemobbt wird, wenn es …

  • sich plötzlich anders verhält, als du es kennst.
  • Prellungen und Verstauchungen hat, die es nicht schlüssig erklären kann oder will.
  • seine Sachen verschwunden, dreckig oder beschädigt sind.
  • nie oder sehr selten Freunde einlädt.
  • nie oder sehr selten auf Partys eingeladen wird und selbst keine Partys geben möchte.
  • ungern in die Schule geht, auf dem Schulweg einen Umweg macht oder schwänzt.
  • schlecht schläft, deprimiert und unglücklich wirkt.
  • um deutlich mehr Taschengeld bittet oder dir Geld klaut.
  • seine Leistungen abfallen.
  • über Bauchweh, Kopfschmerzen oder andere körperliche Beschwerden klagt.
  • keinen Appetit hat oder Essen in sich reinstopft.

Warum wird ausgerechnet mein Kind gemobbt?

Grundsätzlich kann jedes Kind zum Mobbingempfänger werden. Besonders gefährdet sind allerdings Kinder, die anders als andere Kinder sind:

  • Dicker, dünner, kleiner, größer
  • (Leistungs-)Schwächer oder behindert
  • Ruhiger, zurückhaltender, schüchterner
  • Vorlauter, aggressiver
  • Intelligenter, in manchen Dingen einfach talentierter und besser
  • Einen anderen Dialekt spricht

Auch soziale Merkmale können eine Rolle spielen:

  • Migrationshintergrund
  • Fehlende Statussymbole wie Markenkleidung oder Smartphone
  • Prekäres Elternhaus

Typisch für Mobbingempfänger ist, dass sie…

  • körperlich schwächer sind als ihre Klassekameraden.
  • sich in einer Außenseiterrolle befinden.
  • Angst haben, sich zu verletzen. Deshalb bewegen sie im Sport weniger geschickt als andere.
  • leicht in Tränen ausbrechen.
  • eher schüchtern und zurückgezogen sind.
  • sich nicht wehren, wenn sie angegriffen werden.
  • sich unter Gleichaltrigen nicht behaupten können.
  • lieber mit Erwachsenen als mit Gleichaltrigen zusammen sind.

Das ist ein Teufelskreis: Weil ich schwächer bin, kann ich mich nicht wehren. Weil ich mich nicht wehren kann, tun die anderen mir weh. Weil sie mir wehtun, heule ich. Weil ich heule, machen sich die anderen über mich lustig. Weil sie sich lustig machen, sinkt mein Selbstbewusstsein….

Typische Fehler bei Mobbing: Was du als Mutter oder Vater jetzt auf keinen Fall tun solltest

Erster Fehler: Du spielst die Sache runter

Du versuchst dein Kind zu beruhigen mit „Das war bestimmt nicht so gemeint.“ oder ähnlichen Phrasen. Damit redest du das Problem klein und verschärfst es gleichzeitig. Denn du sagst deinem Kind im Prinzip: „Jetzt hab dich nicht so!“ Das stärkt das Kind nicht, sondern schwächt sein Selbstbewusstsein.

Auch diese Sätze geben deinem Kind das Gefühl, es übertreibe oder sei selbst schuld: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass der sowas gemacht haben soll.“ oder „Du wirst ihm schon einen Grund gegeben haben.“

Kinder, die so etwas hören, fühlen sich rundherum hilflos, in der Schule und zu Hause.

Zweiter Fehler: Du lässt dich beruhigen

Du befürchtest, dein Kind wird gemobbt und hast es darauf angesprochen? Dann hat dir dein Kind vielleicht erklärt, es sei alles in Ordnung. Das beruhigt dich, obwohl du spürst, dass es nicht stimmt.

Oder du sprichst andere Eltern oder Lehrer auf deinen Verdacht an, willst dich erkundigen, ob es anderen auch so geht oder was aufgefallen ist. Auch sie beschwichtigen dich, streiten alles ab.

Wenn du jetzt nicht auf dein Gefühl hörst und nicht eingreifst, dann ist niemandem damit geholfen. Am allerwenigsten deinem Kind. Je länger das Mobbing anhält, desto gravierender sind die Folgen – und umso schwerer lässt sich eine Lösung finden.

Dritter Fehler: Du reagierst dramatisch

Stell dir vor, dein Kind erzählt dir, was es täglich in der Schule aushalten muss und du fängst an zu heulen: „Das ist ja schrecklich! Das muss die Hölle für dich sein!“.

Was zeigt diese Reaktion deinem Kind?

Das hier: Meine Mama ist genauso ratlos wie ich. Wie soll sie mir schon helfen können? Im schlechtesten Fall verliert dein Kind den Mut, sich erfolgreich gegen das Mobbing wehren zu können. Es fühlt sich schuldig, dir sowas anzutun.

Die Folge: Dein Kind erzählt dir nichts mehr.

Auf eine hysterische Mutter reagieren auch die Lehrer allgemein weniger zugänglich.

Deshalb: Egal, wie schwer es dir fällt – reagiere besonnen, höre zu und wähle deine Worte mit Bedacht! Im weiteren Verlauf dieses Textes wirst du ein paar Tipps bekommen, wie das aussehen kann.

Vierter Fehler: Du zeigst sehr offen dein Mitleid

Es ist ganz natürlich, dass dir dein Kind leid tut, wenn du siehst, dass es ihm schlecht geht. Doch Vorsicht!

Umso mehr dein Kind das Mitleid vielleicht sogar genießt, umso mehr „nutzt“ ihm, dass es gemobbt wird.

Oder es schließt daraus, dass du ihm nicht zutraust, dass es sich wirkungsvoll wehren kann. Und das macht „klein“.

Fünfter Fehler: Du behütest und beschützt dein Kind übermäßig

So gern du es auch möchtest, du kannst dein Kind nicht vor allem beschützen. Es ist einfach nicht realistisch – du kannst schließlich nicht im Unterricht neben ihm sitzen und auf dem Schulhof hinter ihm stehen.

Wenn du dein Kind zu sehr beschützen und den gesamten Konflikt im Alleingang lösen willst, verliert es immer mehr das Vertrauen in sich.

Sechster Fehler: Du gibst deinem Kind Ratschläge

„Du musst dich einfach wehren!“ oder „Warum hast du dich nicht gewehrt?“ sind Sätze, die deinem Kind mehr schaden als nutzen. Es hat schon ein Problem, nämlich, dass es gemobbt wird. Und jetzt schaffst du ein zusätzliches Problem, weil du etwas erwartest, das dein Kind einfach nicht tun kann: sich wehren.

Du unterstellst gleichzeitig, dein Kind hätte sich nicht gewehrt. Und das stimmt in den meisten Fällen nicht. Das Wehren blieb nur erfolglos.

Außerdem bleibt die Frage offen: Wie genau soll dieses Wehren denn aussehen?

Ganz brutal ausgedrückt sagst du deinem Kind: „Du bist ein Weichei. Nur deshalb wirst du gemobbt.“ Das lässt dein Kind verzweifeln und sein Selbstbewusstsein sinken. Dein Kind ist weiterhin nicht in der Lage, eine erfolgversprechende Strategie zu entwickeln.

Siebster Fehler: Du sprichst mit dem Mobbing-Täter oder seinen Eltern

Tu das nicht! Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass diejenigen selbst oder deren Eltern zur Rede stellen, die ihr Kind quälen, bringen sie sie oft eher gegen sich auf. Eltern empfinden einen Angriff auf ihr Kind als Kritik an ihrer Erziehung und letztlich an sich selbst.

Eine häufige Reaktion, die Kinder erfahren, wenn sich die Eltern eingemischt haben, ist diese: „Na du Petze! Hast du dich bei deiner Mama ausgeheult?“ Wie es danach weiter geht, kannst du dir wahrscheinlich vorstellen.

Wie du deinem Kind bei Mobbing wirklich helfen kannst

Eltern, deren Kind gemobbt wird, befinden sich in einem Dilemma. Sie spüren, dass es ihrem Kind schlecht geht, wollen es durch ihre Sorgen aber nicht noch mehr belasten. Einerseits leiden sie mit ihren Kindern, andererseits spüren sie, dass sie nicht wirklich helfen können.

Auf dem Schulhof sind sie nicht mit dabei. Sie wissen nur vom Erzählen, was ihr Kind erdulden muss. Oft erleben sie auch, dass ihr Kind das Mobbing verschweigt oder verharmlost, weil es sich schämt oder die Eltern schonen möchte.

Verzweiflung, Wut, Vorwürfe – all diese Gefühle sind jetzt verständlich.

Leider helfen sie nicht.

Was aber hilft dann?

Aus Erfahrung sind es diese sechs Schritte:

Schritt 1: Sprich mit deinem Kind

Dein Kind ist dein erster Ansprechpartner. Ermutige es, dir davon zu erzählen, was es in der Schule erlebt, aber dränge es nicht.

Schritt 2: Bezieh die Lehrer mit ein

Sprich mit dem Mobbingbeauftragen, dem Klassen- oder Vertrauenslehrer. Wenn das nichts bringt, wende dichan die Schulleitung. Oft ist das Mobbing Teil einer Klassendynamik, die am besten von der Schule selbst gelöst werden kann.

Schritt 3: Halte Kontakt zur Schule

Um über alles informiert zu sein, was in der Schule so läuft, besuch Elternsprechtage, Elternabende und sonstige Veranstaltungen. Das zeigt deinem Kind, dass es nicht allein gelassen ist.

Schritt 4: Wende dich an eine Beratungsstelle

Findest du in der Schule deines Kindes kein offenes Ohr, wende dich ans Schulamt oder den Schulpsychologischen Dienst.

Informationen und Beratungsangebote findest du auch bei der Kinder- und Jugendhilfe unter http://www.kinder-jugendhilfe.info/

Schritt 5: Denk über einen Schulwechsel nach

Manchmal ist das der letzte Ausweg. Einfach nochmal von vorne anfangen. Bitte bedenke dabei, dass dein Kind aus Sicht der Mobbing-Täter und vielleicht auch aus seiner eigenen als Verlierer aus der Situation geht. Deshalb besprich dich unbedingt mit deinem Kind.

Schritt 6: Steh hinter deinem Kind

Es ist wichtig, auch mit Hilfe von außen gegen Mobbing vorzugehen. Damit dein Kind aber dauerhaft aus der „Opfer-Rolle“ kommt, ist es genauso wichtig, dein Kind aufzubauen und sein Selbstbewusstsein zu stärken.

  • Zeig deinem Kind, dass du immer für ihn oder sie da bist.
  • Wenn es dir was zu erzählen hat, nimm dir Zeit und höre aufmerksam zu.
  • Lass dein Kind spüren, dass du seine Probleme ernst nimmst.
  • Mach deinem Nachwuchs deutlich, dass er nicht selbst schuld an der Situation ist. Den Fehler begehen die Täter.
  • Stärke das Selbstbewusstsein deines Kindes. Das kann durch Zureden, sportliche Aktivitäten, einem Selbstverteidigungskurs oder andere Hobbies geschehen. Jeder Erfolg steigert das Selbstwertgefühl.
  • Kläre mit deinem Kind, wie es in einer Mobbingsituation sinnvoll reagieren kann.
  • Trainiere im Rollenspiel mit deinem Kind, tatsächlich so auf eine Mobbingattacke zu reagieren. Wenn es gelassen bleibt, nimmt das dem Mobber die Angriffsfläche.
  • Ermutige dein Kind, sich innerhalb der Klasse einer Gruppe anzuschließen, damit es aus der Außenseiterrolle kommt.
  • Den Anführer der Mobbingattacken kann dein Kind direkt ansprechen. Das reduziert seine Macht.

Fazit: Mobbing ist kein Thema, das du mit deinem Kind alleine löst. Mobbing in Schulen kann nur gelöst werden, wenn alle Beteiligten – Betroffene, Mobber, Lehrer, Eltern, Mitschüler – in den Prozess einbezogen werden. Lehrkräfte können das in der Regel nicht ohne Hilfe leisten.

Werktags, Mo – Fr: 7.30 – 8.30 Uhr und 12.30 – 13.30 Uhr bin ich persönlich unter 0 82 51 / 20 43 0 53 erreichbar.

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Über mich

Ruth Hollederer

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